Unzufrieden mit dem eigenen Strafverteidigers im Vergewaltigungsverfahren - was tun?

Der eigene Verteidiger macht nichts? Der eigene Verteidiger setzt einen nicht zum Verfahrensstand in Kenntnis? Es wird ohne Strategie nur gewartet und dann kam die Anklageschrift und das Gerichtsverfahren geht los?!

Man klickt im Internet den erst besten Verteidiger an, den man finden kann. Man ist ja schließlich jetzt Beschuldigter in einem Strafverfahren und muss sich kümmern. So richtig weiß man vielleicht auch nicht, wen man nehmen soll. Das Internet weiß aber ja schon Bescheid. Man nimmt den, der die größten Versprechungen macht, die besten Bewertungen hat, die dicksten Eier zeigt. Man möchte ja schließlich die beste Verteidigung und so die Kontrolle über das Verfahren zurück zu erlangen.

Im Prinzip spricht hier auch nichts gegen. Es gibt zahlreiche wunderbare Verteidiger, die auch im Sexualstrafrecht ganz passabel arbeiten. Persönliche Präferenzen außen vor gelassen.

Doch dann nach Unterzeichnung der Vollmacht und dem ersten Gespräch, ggf. sogar Begleichung der Rechnung ist auf einmal Funkstille. Und das ohne weitere Erklärungen.
Monate vergehen, ggf. kommt sogar bereits zwischendurch die Akte rein und diese wird kurz besprochen und weggelegt. Die Sache wird vielleicht sogar heruntergespielt und man wolle warten. Dann wird Anklage erhoben, der Gerichtsprozess wird beginnen. Und mir nichts dir nichts wurde die größte Chance, nämliche die aktive und gründliche Verteidigung im Ermittlungsverfahren ohne vernünftige Argumentation verstreichen gelassen. Keine Chance mehr auf stillschweigende Beendigung vor öffentlichem Gerichtstermin.

Regelmäßig kommen Mandanten zu mir, die mir genau diesen Verlauf berichten. Und dann können wir immer nur noch eins: Versuchen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Denn ein Verteidiger, der bereits den besten Weg im Ermittlungsverfahren verstreichen lässt, wird wohl kaum aktiv und hartnäckig im Gerichtsverfahren verteidigen.

Daher mein erster Appell: Kommt doch bitte direkt. Das ist weniger teuer und die Chancen auf eine diskrete Beilegung stehen besser.

Und solltet ihr nun diese Situation vorfinden und ein schlechtes Gefühl mit eurem Verteidiger haben, zieht einen Wechsel in Betracht bevor es zu spät ist.

Klar, es gibt viele Zeiträume im Verfahren, in denen Geduld geboten ist. In denen viel Zeit vergeht. Jedoch bitte immer mit strategischen Erwägungen im Hintergrund. Gerade bei derart schwerwiegenden Vorwürfen.

Und klar, in manchen Fällen ist das Warten im Ermittlungsverfahren abgesprochen und Teil der Strategie. Viele Verteidiger sind super. Viele andere Verteidiger haben jedoch keine Strategie im Ermittlungsverfahren, da dies aufwendig wäre. Denn Vergewaltigungsverteidigung im Ermittlungsverfahren ist sehr aufwendig. Und dann wird aus wirtschaftliche Erwägungen der Fokus nur auf den Gerichtsprozess gelegt und das Kind ist schon halb in den Brunnen gefallen. Das Gericht hat ein Bild von euch, das vorgeprägt ist. Keine gute Ausgangslage. Gehen Sie bitte mit Bedacht an Ihr Verfahren. 

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Rechtsanwältin Hannah Funke - Anwalt für Sexualdelikte

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