Kindesmissbrauch in KiTa, KiGa oder Schule

Neben den Vorwürfen des Kindesmissbrauchs in der Familie gehören Vorwürfe im Nahbereich von Erziehenden wie Kita, KiGa oder Schule zu den häufigsten Vorwürfen in diesem Bereich.
Überall dort, wo Kinder Beziehungen und Bindungen zu anderen Menschen aufbauen können, kann dieses Vertrauen zu eigenen Zwecken und insbesondere zur eigenen sexuellen Befriedigung missbraucht werden. 

Schock für die Betroffenen 

Die Familie ist natürlich schockiert, wenn das eigene Kind oder andere Personen, diesen Verdacht das erste Mal äußern. Als Familie vertraut man das Kind quasi blind anderen Menschen an, lässt andere Menschen eine Beziehung zum eigenen Kind aufbauen und das Kind entsprechenderweise sich sozial verwundbar machen. Dass dieses Vertrauen der Eltern auf die Einrichtung und Erziehenden sowie das Vertrauen des Kindes auf die eigene Familie und auf die entsprechende Bezugsperson in der Einrichtung vielleicht missbraucht wurde, ist schwer zu begreifen. Hätte man das vorausschauen können? Was hätte man anders machen können, um das Kind zu schützen?
Oft konfrontiert man sich selbst mit starken Vorwürfen. Man hätte ja... - aber genau da liegt der Teufel vergraben.
Derartige Straftaten passieren, TROTZDESSEN man aufpasst und nicht WEIL man nicht aufgepasst hat. Das perfide ist ja gerade, dass bestimmte zwischenmenschliche Ebenen durch Täter genutzt werden, um die eigenen Handlungen zu kaschieren. Es ist ein sehr psychologisch tiefgehendes Deliktskonzept, welches prädestiniert dafür ist, Winkel auszunutzen, um das zu erhalten, was man gerne möchte und das ist meist: Stillschweigen eines Kindes. Unsere Gesellschaft ist darauf ausgerichtet, dass man an bestimmten Stellen anderen Menschen vertrauen muss und sollte. Man kann die Kontrolle über sich und nahe Angehörige nie zu 100 % tragen. Sei es bei Ärzten, Therapeuten, Erziehenden, Eltern von Freunden, Familienmitgliedern und vielen mehr. Gesellschaft bedeutet, nicht alles selbst machen zu müssen, denn das ist schlicht nicht möglich. Niemand ist Experte in allem und niemand hat unbegrenzt zeitliche, finanzielle, fachliche und mentale Kapazitäten. 
Daher ist der Blick, wie man es hätte anders machen können, ein Blick, den sich zwar jede Person gönnen sollte, aber nichts, das einen zu Selbstvorwürfen führen sollte. 

Wenn also jetzt der erste Schritt überwunden ist und der erste Verdacht im Raum ist, sollte dies natürlich auch zu Ermittlungen führen. Um das Kindeswohl zu sichern, weitere Taten zu verhindern, dem Kind auch im Alter in die Augen schauen zu können und letztlich einfach Experten ermitteln zu lassen, was an den Aussagen dran ist. Es liegt nicht in Ihrer Hand, ob das Kind etwas missverstanden haben könnte. Das müssen Sie nicht ermitteln, sondern das wird die Staatsanwaltschaft und die Polizei übernehmen. 

Wenn der Verdacht im Raum ist, sollten Sie sich zudem anwaltlich beraten lassen. Es wird ein Strafverfahren auf Sie und das Kind zukommen und dies ist nicht selten chaotisch, langwierig und übersäht mit Stellen, an denen Ihre Entscheidungen Einfluss auf den Ausgang des Verfahrens haben könnten. 
Suchen Sie sich Hilfe bei Opferschutzorganisationen für die erste Überforderung. Und dann nehmen Sie einen Schritt nach dem anderen.

Schock für die Beschuldigten

Auch für einen Beschuldigten kann der Vorwurf ein Schock sein - allen voran dann, wenn dem ein Missverständnis zugrunde liegt. Es ist tatsächlich möglich, dass Begriffe zu Körperteilen und Handlungen bei Kindern vermischt werden. Kinder können vielerlei Sachen nicht einordnen. Dies kann selbstredend auch zu falschen Verdachtsmomenten führen, die am Ende von keiner Seite "böse gemeint" waren. Aber bei denen es natürlich gesellschaftlich und rechtlich wichtig ist, dass ermittelt wird. 
Werden Sie also - egal mit welcher Ausgangssituation - von einem entsprechenden Vorwurf konfrontiert, kann dies zunächst den Boden unter Ihren Füßen wegziehen. Da dieser Vorwurf im Regelfall unter Anwaltszwang verhandelt wird, sollten Sie sich frühst möglich einen Strafverteidiger suchen. 

Der Vorwurf hat auch unmittelbare arbeitsrechtliche Konsequenzen für Sie. Lassen Sie sich dringend beraten.


Was nun?

Im Kern wird es nun neben den Folgen für die Familie ganz zentral um die Frage gehen, was an den Vorwürfen dran ist. Hierzu wird das Kind und das andere Elternteil vernommen. Wenn möglich werden weitere Beweise gesammelt. Es gibt im Regelfall Hausdurchsuchungen beim Beschuldigten und Sicherstellungen von Speichermedien, um diese auf kinderpornographisches Material oder andere Beweismittel hin zu untersuchen. Dem Beschuldigten wird die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben.

Egal in welcher Rolle man sich in dieser Konstellation befindet, sollte man sich dringend anwaltlichen Rat suchen.

Nicht nur ist die Überforderung oft groß, auch kann rechtlich geholfen werden. Mittel und Wege können erörtert und beschritten werden. Es können objektive Beweismittel für die eigenen Aussagen gesucht und gegenläufige Aussagen bewertet werden. Welche Möglichkeiten gibt es zum eigenen Schutz? Welche Möglichkeiten gibt es gegen die Gegenseite? Was ist der beste Weg durch diese Hölle? 



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Rechtsanwältin Hannah Funke - Anwalt für Sexualdelikte

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